„Die Kunsttherapie gibt es nicht. Es gibt (fast) so viele Kunsttherapien wie Kunsttherapeuten.“
(Kraus, Werner (2007). Die Heilkraft des Malens: Einführung in die Kunsttherapie. 5. Aufl., München: C.H.Beck. S.9)
Bevor ich mein Studium (Fachrichtung Kunsttherapie) an der Sigmund Freud Universität Wien anfing, wusste ich noch nicht, was die Kunsttherapie in Wirklichkeit bedeutet. Ich las und hörte viel darüber, verstand aber erst durch mein Studium, dass ich über die Kunsttherapie gar nichts wusste!
Am Anfang des Studiums war es mir manchmal schwer, so nicht zu denken:
– ich habe früher nicht gemalt und meine Bilder sehen so komisch aus;
– ich kann einfach nicht zeichnen (oder auch tanzen, singen, modellieren) usw.
Relativ schnell gingen alle diese Gedanken vorbei, weil ich einfach spürte, dass es nicht wichtig ist, was dabei am Ende rauskommt, wie meine Gestalt aussieht. Wichtig ist es, im Prozess, HIER und JETZT für mich selbst da zu sein. In diesem Moment gibt es nur mein ICH, meine GEFÜHLE und meine WERKE, die ich nicht für das Museum (oder Ähnliches) herstelle. Im Prozess der Kreativarbeit eröffne ich meine innere Welt. In dieser Welt sehe ich mich und fühle mich selbst! Plötzlich ist mir alles klar geworden, wofür ich da bin und was ich wirklich möchte!
Es gibt im Internet oder in der Literatur schon viele Definitionen, was die Kunsttherapie ist, wofür es sie gibt, aber immer wieder begegne ich Meinungen, dass es einfach nicht verständlich ist, was die Kunsttherapie eigentlich bedeutet?
Manchmal sage ich dann: Man muss es einfach probieren, damit es leichter zu verstehen ist.
Ich kann nicht wirklich wissen, was meine Klienten bei unseren Treffen fühlen und bekommen. Ich kann nur vermuten oder fragen und zitieren.
Wie schon gesagt wurde, ist es wichtig, im Prozess zu sein und genau diese Momente zu halten, während der Kreativarbeit nach sich selbst zu suchen und sich zu finden, sich zu hören und zuzuhören, sich anzuschauen und zu sehen, sich zu fühlen und sich selbst zu begegnen.
Themen, die meistens laut besprochen werden:
- Beziehungen (Eltern – Kinder, Männer – Frauen, Soziale Umgebung (Freundschaft, Arbeit))
- Ängste (Prüfungen, Alpträume)
- Nachtträume (Symbole und Zeichen)
- Beruf (Erfolgs-, Motivationssuche)
- Krise (Alter, Gewicht, Arbeitslosigkeit, Einsamkeit, Heimweh (z.B. bei Migranten))
Wie läuft der Prozess ab?
Ich benutze oft die Phrase, die ich in dem Seminar „Tiefenpsychologische Selbsterfahrung“ hörte:
„Es kommt, was kommt!“
Und es kommt immer etwas!
Wir brauchen manchmal keine Wörter, der Klient nimmt einfach den Pinsel und beginnt zu malen.
Außerdem hatte ich einmal die Erfahrung: Als eine Klientin einfach einen Brief schrieb, ihn mir dann las und danach eine tiefe Geschichte kam, weinte sie viel in diesen Stunden. Sie war aber für diesen Brief sehr dankbar, obwohl ich in diesem Moment einfach eine Begleiterin des Prozesses war.
Manchmal schreiben mir die Menschen, die für ihre Verwandten (Eltern oder Kinder) kreative Pflege brauchen. Ich besuche und begleite sie dann nur im Kunstprozess. Es entstehen auch Gespräche. In solchen Fällen benutze ich sehr vorsichtig kunsttherapeutische Methoden.
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